Yoga

(Text: Theresa Hiller)

Ich glaube nicht, dass wir jemals die Weite und Tiefe von Yoga erfassen können. Yoga ist frei von Religion und unabhängig. Yoga gehört keiner einzelnen Yoga-Richtung. Yoga selbst erhebt sich über alle Yoga-Stile. Yoga ist von solch einer Schönheit und Klarheit, dass in den Momenten wo wir Yoga erleben es uns zutiefst bewegt und uns beschenkt.

Wenn wir möchten kann uns Yoga berühren, klären und zu einem tiefen Kontakt mit unserer Seele führen. 

Patthabis Jois sagte einmal: Yoga selbst ist völlig frei und gehört niemandem. Wir alle werden eines Tages gehen. Yoga bleibt.

 

Hier findest Du Antworten auf häufige Fragen zu Yoga.

Im Anschluss daran findest Du eine kleine Erläuterung zu einem wichtigen Text über Yoga, dem Yoga Sutra von Patanjali (übersetzt: Yoga Leitfaden)

 1) Häufige Fragen zu Yoga:

Was bedeutet Yoga auf  Deutsch?

Yoga bedeutet so viel wie Verbinden, Anschirren.

Yoga versteht sich als Weg der Selbstläuterung und Selbstreinigung in unterschiedlichen Lebensbereichen und Lebensthemen.

Was ist Yoga?

Yoga ist eines von sechs philosophischen Systemen Indiens und besteht aus acht verschiedenen körperlichen und geistigen Übungswegen die in der Schrift: „Yoga Sutra“ ( siehe unten: Yoga Sutra) beschrieben werden.

Was ist ein Asana?

Ein Asana ist eine Körperübung. Die meisten Asanas haben sich die Yogis aus der Natur abgeschaut. Alle Übungen haben zum Ziel den Körper zu entspannen und zu kräftigen.  Die Übung: „Der nach unten sehende Hund“ ist z.B. eine Streckübung für den Rücken und entlastet die Wirbelsäule. Diese Übung ist ebenfalls aus der Natur abgeschaut und wenn Du einen Hund oder eine Katze beobachtest wie sie sich strecken, nachdem sie aufgewacht sind, kannst Du die perfekte Rückendehnung sehen.

Steht Yoga immer symbolisch für Körperübungen?

Nein. Yoga bedeutet mehr als Körperübungen. Die berühmten Asanas (Körperhaltungen) sind nur ein kleiner Aspekt von Yoga.

Was bedeutet der Begriff Hatha- Yoga?

Der Begriff Hatha-Yoga entstammt dem Werk: “ Hatha-Yoga Pradipika“ einem wichtigen Werk über Yoga. Hier werden in 4 Kapiteln, Themen zu Ernährung und Körperübungen, Atemtechniken, Mudras und Energiekanälen, erläutert. Hatha-Yoga heißt übersetzt: Ha= Sonne, männliche Energiezustände, Aktivität, Extrovertiertheit, Tha= Mond, weibliche Energiezustände, Passivität, Introvertiertheit. Der Begriff Hatha-Yoga steht für die Balance von Kraft und Leichtigkeit. Damit sind nicht nur Yogahaltungen gemeint sondern auch die Atmung. Ein,- und Ausatem sind Symbole für Extrovertiert und Introvertiert.  Wenn wir den Atem gleichmäßig ausbalancieren, werden sich langfristig auch innere Energiezustände verbessern. Yoga ist also ein umfassender Weg der Weiterentwicklung und Ausrichtung. Eine gesunde Yogaausrichtung hat therapeutischen Charakter und hilft dem Übenden.

Was ist Ashtanga Hatha-Yoga?

Ashtanga Yoga ist vermutlich das älteste Yoga der Welt. Es wurde von dem Gelehrten T. Krishnamacharya (1888-1989) in einer Bibliothek in Kalkutta entdeckt. Auf Palmblätter waren Übungen geschrieben, die in 6 verschiedene Serien aufgeteilt waren.

Die einzelnen Serien bauen aufeinander auf und führen zu einer fortschreitenden Entwicklung des Übenden. Die erste Serie trägt den Namen Yoga Cikitsa, das so viel bedeutet wie: Heilung für den Körper.

Die zweite Serie hat zum Schwerpunkt die Nervenbahnen zu reinigen.

Im Ashtanga Yoga übt man 2 verschiedene Sonnengrüße. Sonnengruß A und Sonnengruß B, die beide viel Kraft aufbauen.                 Es folgen in der ersten Serie Standhaltungen, Vorbeugen, Gleichgewichtshaltungen, Drehungen, Rückbeugen und Umkehrhaltungen.

Nachdem T.Krishnamacharya die Übungsreihen entdeckte und sich ihrer Praxis widmete, erkannte er das tiefe Potential der Übungen für Körper und Geist. Seinem Lieblingsschüler Patthabis Jois, der mit dreizehnten Jahren mit Yoga bei ihm begonnen hatte, übergab er später den Lehrauftrag diesen Yogastil unverändert weiterzugeben. So wurde Ashtanga Yoga zum Lebenswerk von  Patthabis Jois. Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2009 mit fast 94 Jahren, unterrichtete Jois diesen Yogastil in seiner traditionellen Form.

Ashtanga Yoga breitete sich auf der ganzen Welt aus und wird bis heute in der ursprünglichen Form vom Sharath Jois, dem Enkel von Patthabis Jois gelehrt. Die konstante Wiederholung der Übungen verhilft zu einem tiefen Zugang zu Yoga und sich selbst.

Viele modernen Hatha-Yoga-Stile, Iyengar-Yoga, Power-Yoga, Viniyoga, Vinyasa-Fow-Yoga usw. leiten sich aus dem Ashtanga- Yoga ab. Im Internet Kanal Youtube findest Du Videos von T.Krishnamacharya, Patthabis Jois und Sharath Jois, dem heutigen Leiter der Ashtanga-Yoga Schule in Mysore. Sie sind ein Stück Zeitdokumentation.

Was ist Mysore-Style und was ist eine geführte Serie?

Etwas besonders ist der sogenannte Mysore Style. Mysore-Style gibt es nur im Ashtanga-Yoga.

Den Begriff: „Mysore-Style“ erschuf Patthabis Jois und benannte diesen Stil nach dem Ort in dem er lebte: Mysore/Indien.

Im Mysore-Style übt der Schüler übt für sich  alleine in der Gegenwart seines Lehrers die erlernte Serie. Der Lehrer steht währenddessen mit Rat und Tat zur Seite.

Im Gegensatz dazu steht die sogenannte „Geführte Serie“ bei der der Lehrer alle Übungen ansagt und exakt die Reihenfolge der niedergeschriebenen Serien lehrt.

Warum liegt der Schwerpunkt beim Yoga oft auf Körperübungen?

Die westliche Zivilisation mit ungenügend Bewegung und einem Überfluss an Ernährung braucht die Yogaübungen gegen Rückenschmerzen und muskulären Verspannungen die von alltäglicher Fehlbelastung und Fehlhaltung rühren.

Yogaübungen haben einen physiotherapeutischen Ansatz, lockern und stärken Muskulatur und verbessern Körperhaltung und Körperausrichtung.

Muss man Meditation üben wenn man Yoga lernen möchte? 

Nein. Du kannst bei den Yogahaltungen bleiben wenn Du möchtest.Der berühmte Gelehrte, Ayurveda-Heiler und Yogimeister T. Krishnamacharya, der 1989 mit 101 Jahren starb, erkannte als einer der ersten, dass die Yogaübungen ähnliche Auswirkungen hatten wie die von ihm praktizierte Meditation.Er erkannte sogar ein noch tieferes Potential in der Arbeit mit dem Körper und widmete sein Leben der Verbreitung unterschiedlichster Yoga-Richtungen, die an die Bedürfnisse der Übenden angepasst waren. Anfangs lehrte er das ursprünglichste Yoga, Ashtanga Yoga, und variierte später die Übungen für Frauen und Kranke sowie für alle, die aufgrund von körperlichen Einschränkungen, schwierige Asanas nicht üben konnten (Viniyoga). Der heilende Aspekt von Yoga wurde dank Krishnamacharya erkannt und findet inzwischen weltweit medizinische Anerkennung als vielfältiger therapeutischer Weg. Sogar westliche Krankenkassen schätzen inzwischen die heilenden Wirkungen einer kontinuierlichen Yogapraxis denn, wenn die Übungen regelmäßig praktiziert werden, finden positive Veränderungen auf körperlicher und geistig, seelischer Ebene statt.

Yoga ist ein Weg. Dies verlangt Kontinuität. Das schnelle Glück, das Fast-Fitness Erlebnis ist nicht das Ziel von Yoga. Bleibe beständig in einer passenden Yogapraxis und genieße den Kontakt mit Dir selbst. Yoga kann Dich verändern und wird helfen Dein Leben klarer werden zu lassen. Wenn Du konzentriert Deine Körperhaltungen übst und gleichzeitig gleichmäßig atmest, wirst Du meditative Aspekte erleben. Beginne, fang an……Willkommen bei Yoga!

Gehört Yoga zum Buddhismus oder Hinduismus?

Nein, das ist das schöne am Yoga. Yoga gehört zu keiner Religion. Yoga ist völlig frei davon. Du übst nur für Dich.

Was sind Mantren und warum sprechen oder singen wir manchmal Mantren im Yogaunterricht?

Mantren sind Texte die in der Sanskritsprache gesprochen oder gesungen werden. Diese Sprache gilt als heilig und wohltuend für Körper und Geist. Die Sanskritsprache bewirkt Energieströme durch Akkupressurpunkte im Mund. Wenn Du Mantren nicht sprechen möchtest, dann fühle Dich frei darauf zu verzichten. Du musst keine Mantren sprechen oder singen. Falls Dich aber dieses Thema näher interessiert findest Du wissenswertes darüber im Kapitel Mantra/Mantren.

Muss ich für Yoga beweglich sein?

Es ist völlig uninteressant ob Du beweglich bist oder nicht. Übe einfach regelmäßig. Du wirst sehen, dass Du beweglicher wirst und mehr Kraft bekommst. Ausserdem verbessert sich Deine Atmung. Yoga ist kein Dehnwettbewerb. Es ist eine innere Konzentrationsübung und hat nichts zu tun mit Verbiegen.

Das Ziel im Yoga ist, ruhiger und tiefer atmen zu können und dem Körper gutes zu tun durch die Übungen. So wird Dein Körper gestärkt und wird geschmeidig. Yoga ist eine Liebeserklärung an den Körper.

 

2) Das Yoga Sutra nach Patanjali (Yoga Leitfaden)

Das Yogasutra von Patanjali ist ein interessantes Buch über Yoga. Man vermutet dass dieser Text über 2000 Jahre alt ist.  „Sutra“ bedeutet so viel wie Leitfaden. Das Buch ist ein Impulsgeber zu Selbstreflektion. Es erläutert keine Yogahaltungen sondern setzt sich mit zentralen Aspekten von Leben und Geist auseinander. Im ersten Kapitel des Yoga Sutra geht es um die positive Veränderung unseres Geistes. Im zweiten Kapitel, um den Übungsweg unter Betrachtung von acht Hauptkriterien im Leben eines Menschen. Im dritten Kapitel wird Meditation unter dem Gesichtspunkt von Reflektion für den Geist beleuchtet. Das zweite Kapitel des Yoga Sutra ist das bekannteste und behandelt folgende Themen:

Yama                 Ethische Richtlinien in unserem Umgang mit unseren Mitmenschen und der Umwelt

Niyama              Richtlinien für Dich

Asana                 Körperübungen

Pranayama        Atemübungen

Prathyahara      Innenschau, Rückzug der Sinne

Dharana             Konzentration

Dhyana               Verbindung

Samadhi             Einswerdung

 

 1) Yama: Ethische Aspekte in unserem Umgang mit den Mitmenschen und der Umwelt in Denken und Handeln.

Yama dient als Denkanstoß zu persönlicher Reflektion wichtiger Themen mit der Außenwelt. Das Yoga Sutra stellt dabei keinerlei Pflichten oder Regeln auf. 5 zentrale Lebensthemen beschäftigen sich mit der Beziehung des Menschen und seiner Umwelt und sollen dem Suchenden helfen für sich Klarheit in diesen Lebensthemen zu finden. Niemand ist perfekt. Keiner sollte sich quälen perfekt sein zu müssen. Wenn wir ehrlich mit uns sind, wird niemand in der Lage sein alle Themen bestens zu behandeln. Jeder kann nur aus sich und seinen Möglichkeiten heraus handeln und wird trotzdem nie vollkommen sein. Das Leben ist ein beständiges Arbeiten, Suchen und Feilen, gleich der Arbeit mit einem Diamanten. Die Reflektion über diese Themen kann evtl. helfen Klarheit, Freiheit und Frieden zu finden. Im Abschnitt über Yama behandelt das Yoga Sutra folgende vier Aspekte:

Satya: Wahrhaftigkeit in Sprache und Tun.

Asteya: Umgang mit Eigentum anderer, auf allen Ebenen.

Brahmacharya: Umgang mit den eigenen innewohnenden Kräften und Energien in Kontakt mit dem Außen.

Aparigraha: Maßhaltung. Vertrauen in den Fluss des Lebens.

 

2) Niyama: Richtlinien für uns selbst

Niyama setzt sich mit den Themen der Selbstdisziplin auseinander. Wieder versteht sich das Yoga Sutra nur als Hilfe, als Leitfaden um für sich diese unterschiedlichen Aspekte des Seins zu überdenken. Reflektionen zu diesen Themen können hilfreich sein für ein friedvolleres Leben mit sich selbst. Folgende 5 Themen werden behandelt:

Shaucha: Reinheit auf allen Ebenen

Santosha: Zufriedenheit

Tapas: Eifrigkeit, Disziplin,

Svadhyaya: Selbsterziehung

Ishvara-Pranidhana: Reflektion über die Begrenztheit des Menschen und Reflektion über Vertrauen und Hingabe an eine höhere Kraft

 

3) Asana: Köperhaltung

Das Yoga Sutra beschreibt keine Übungen sondern erwähnt nur den aufrechten Sitz für Meditation. So ist das Thema Asana (Körperhaltungen), im Yoga Sutra  als Reflektionsthema über die Auseinandersetzung mit dem Körper zu verstehen und setzt das Verständnis von gesunder Körperausrichtung voraus.

Allgemein versteht man unter dem Begriff Asana, Körperübungen die den Körper von Schlackenstoffen reinigen und auf gesunde Weise dehnen und kräftigen.

Die klaren Formen der Körperübungen dienen eine körperfreundliche Ausrichtung zu finden um Gesundheit zu ermöglichen, sie zu erhalten und so lange wie möglich zu bewahren.

Jedes Asana kann in allen möglichen Schwierigkeitsstufen geübt werden. Das wichtigste ist die Übung als solche, nicht das Asana selbst. Ziel ist also die beständige Übung, gemäß dem Motto: „ Wer rastet, der rostet“…

Wer sich voller Hingabe einer kontinuierlichen Yogapraxis hingibt wird meditative Aspekte erfahren, innere Erkenntnis erlangen und gleichzeitig den Segen der körperlichen Praxis spüren.

Die Yoga-Haltungen (Asanas) entsprechen inneren Haltungen und Einstellungen.

Während wir uns den Übungen anvertrauen, reinigen sich unsere Energiekanäle und Klarheit entsteht.

 

4) Pranayama: Ausdehnung von Lebensenergie

Prana heißt Lebenskraft, Lebensenergie. Ayama bedeutet Stecken, Zurückziehen. Pranayama steht für Auseinandersetzung mit dem Atem und was Atem für Körper und Leben bedeutet. Pranayama meint eine bewusste gute Atmung die eine gute Ausatmung fördert und somit den Körper leichter mit frischer Einatmung versorgen kann. Atmung und Geist stehen in Verbindung. Die Atemübungen im Yoga verstehen sich als Möglichkeit mit dieser Lebenskraft bewusst zu arbeiten um Hilfe für Körper und Geist zu erfahren.

 

5) Pratyahara: Ausrichtung der Sinne

Pratyahara beschäftigt sich mit den Geisteszuständen von Klarheit (Sattva), Bewegung (Raja) und Verweilen (Tamas)Alle diese Zustände sind vorhanden und wechselnd dominant. Die Reflektion über die Energiezustände der Sinne und deren Ausrichtung kann hilfreich sein für positive Entwicklungen.

 

6) Dharana: Konzentration

Dharana beschreibt Konzentration und deren Auswirkung.

 

7) Dhyana: Verbindung mit dem Konzentrationsobjekt

Dhyana beschreibt was geschieht wenn eine vollkommene Verbindung mit dem Konzentrationsobjekt eintritt und der Zustand von Meditation erreicht wird.

 

8) Samadhi: Einheit

Samadhi beschreibt den Zustand der Klarwerdung als Prozess von Konzentration und Verweilen in Konzentration.

 

 

 

 

 

30. Oktober 2014 Yoga No comments

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